Kritische PR-Forschung oder PR-Forschung in der Kritik?
Lisa Dühring und Melanie Malczok haben in ihrem Aufsatz Public Relations aus Perspektive der kritischen Forschung eine Bestandsaufnahme kritischer PR-Forschung im Handbuch PR-Forschung publiziert.
Public Relations und insbesondere die Effekte unternehmerischer PR-Handlungen stehen seit jeher in der Kritik, negative Folgen für Öffentlichkeit, Politik und Gesellschaft zu haben. Die Vorwürfe gehen von der einseitigen Beeinflussung der Medien und damit der öffentlichen Meinung, über die unlautere Manipulation von politischen Entscheidungsträgern und Prozessen, bis hin zu Lüge, Betrug und Täuschung – alles um partikulare, meist ökonomische Interessen und Ziele durchzusetzen. Im Gegensatz zur Marketing- und Werbeforschung, wo diese Effekte schon länger kritisch reflektiert werden, fand die kritische Beschäftigung mit diesen Themen innerhalb der PR-Disziplin über viele Jahrzehnte nur in einer kleinen Wissenschaftscommunity statt.
Die Autorinnen möchten dazu beitragen, eine kritische Perspektive auf PR für eine breitere wissenschaftliche Öffentlichkeit aufzuschließen. Dazu gibt der Beitrag einen Überblick über die verschiedenen Diskurse und Perspektiven der kritischen PR-Forschung. Er verortet die Ansätze wissenschaftsphilosophisch und führt in die relevanten Denkschulen ein. Diese werden systematisiert und ihre Kernaussagen und wichtigsten Diskurse nachgezeichnet. Diskutiert werden insbesondere die Kritische Theorie mit Bezug zur Frankfurter Schule, postmoderne und poststrukturalistische Ansätze, hier insbesondere feministische Medientheorien, sowie kritische kulturwissenschaftliche Ansätze und Diskurse.