Die KriKoWis Julia Polkowski und Sebastian Sevignani gehen im neuen Band „Schlüsselwerke: Theorien (in) der Kommunikationswissenschaft“ (2022), herausgegeben von Ralf Spiller, Christian Rudeloff und Thomas Döbler, der Bandbreite, Tiefe und Relevanz der Arbeiten des an Marx anschließenden und in Tradition kritischer Kapitalismus- und Gesellschaftstheorie stehenden Kommunikationssoziologen Horst Holzer (*1935 †2000) nach.
Seine Vita ist deshalb von besonderer Bedeutung für das Fach, weil er von Berufsverboten betroffen war und – trotz ausgewiesener Qualität und Listenplätzen – nie eine Professur erhielt. Holzer bietet uns eine fünffache Funktionsbestimmung der Medien im Kapitalismus: Medien als Waren bilden ein profitables Feld der Kapitalakkumulation, sie haben eine Absatz- und Werbefunktion inne, dienen der Legitimation und Durchsetzung von Klasseninteressen und spielen eine Rolle bei der Reproduktion der ausgebeuteten Arbeitskräfte. Trotz des gesellschaftlichen Wandels ist von einer Kontinuität der fundamentalen Merkmale kapitalistischer Mediensysteme und der Medienorganisation auszugehen. Deshalb verwundert es kaum, dass Holzers Arbeiten nicht allein Anlass zur Kritik, sondern auch zur Weiterführung und Konkretisierung geben.
In allen ‚Bausteinen‘ einer an Marx orientierten kritischen Kommunikationswissenschaft hat Holzer Pionierarbeit geleistet und zählt zu den Begründern einer, heute vor allem international lebendigen Tradition. Eine Einschätzung der Rezeption Holzers muss konstatieren, dass er vom Machtpol des (deutschsprachigen) Fachs, der von gegenläufigen wissenschaftlichen Paradigmen geprägt war, mehr ignoriert, oder durch Entzug der Reproduktionsbedingungen seines wissenschaftlichen Arbeitens verhindert, als intellektuell kritisiert wurde.